Seit September ist Anna mit Offenes Herz Haus in Neapel. In ihrem Paten-Newsletter erzählt sie von ihrer Freundschaft mir Giordana.
Giordana ist eine ganz besondere Freundin, die unter Depressionen leidet. Daher muss sie sehr starke Medikamente nehmen, die sie ruhig und passiv machen. Jeden Tag gehen wir vormittags zu ihr um ihr einen Kaffee mit Zwieback zu richten, damit sie diese starken Medikamente nicht auf leeren Magen nimmt und um mit ihr einen kleinen Spaziergang auf der Terrasse zu machen um so etwas Abwechslung in ihren Alltag zu bringen. Ohne uns verlässt sie kaum ihr Zimmer, das Küche, Schlaf- und Wohnzimmer zugleich ist. Auch nachmittags besuchen wir sie regelmäßig und reden mit ihr oder spielen eine Runde Scopa (Kartenspiel). Ich muss zugeben, dass ich ihr anfangs nicht zugetraut habe, dass sie in der Lage ist zu spielen oder dem Spielverlauf zu folgen, jedoch wurde ich eines Besseren belehrt und nicht nur das, denn bis heute habe ich es noch nie geschafft gegen sie zu gewinnen! Zu Silvester haben wir ihre Leidenschaft für neapolitanische Musik entdeckt, seitdem ist sie unsere „Maestra di musica“ – es gibt nichts Schöneres! Ich erinnere mich noch ganz genau an meinen ersten Besuch bei ihr.
Ein Gespräch zu führen war anfangs schwer, da sie auf meine Fragen kurz oder gar nicht geantwortet hatte. Ich war beschränkt und wusste nicht wie ich ihr begegnen soll. Schritt für Schritt habe ich aber erkannt, dass sie genauso ein würdevoller Mensch ist und mehr als mein liebloses „ich“ verdient hat. Mein Ziel ist es also geworden bei jedem Besuch ein Lächeln von ihr zu sehen. Ein Witz, ein Fehler in der Sprache oder etwas anderes banales reichen dafür mittlerweile aus. ;) Was anfangs mühsam war, ist also zur Routine geworden, mit unfassbarem Mehrwert für mich, unsere Gemeinschaft und besonders für Giordana. Es gibt nichts schöneres, als wenn ein Tag mit dem ehrlichen Lächeln von ihr beginnt!
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