Offenes Herz
Lukas in Peru - Ausschnitte aus dem ersten Patenbrief
Lukas, seit einem Monat in Lima, erzählt uns in seinem ersten Patenbrief von den ersten Eindrücken im neuen Viertel:
Liebe Paten, (...) Im Moment habe ich drei Gemeinschaftsgeschwister, mit denen ich gemeinsam die Mission lebe: Charlotte aus Frankreich, Ines aus Polen und Mariano aus Argentinien, der drei Wochen nach mir hier angekommen ist. Unsere Gemeinschaft habe ich bisher immer als einen sehr bereichernden und erfreulichen Teil der Mission erfahren. Wir haben viel Freude gemeinsam, führen aber auch ernste Gespräche und Diskussionen. Da Charlotte und Ines beide schon längere Zeit hier im Haus leben (jeweils 2 Jahre und 6 Monate) und dadurch schon einige Erfahrung besitzen, konnten sie mir vor allem in den ersten Wochen viel helfen.
In dieser Zeit hatten wir jedoch auch alle Hände voll zu tun, da wir zusätzlich zu den normalen Aufgaben noch Bauarbeiten an unserem Haus hatten. Und obwohl uns von Zeit zu Zeit auch Schwestern von Offenes Herz aushalfen, waren wir doch alle sehr froh, als wir Mariano schließlich in unserer Gemeinschaft begrüßen konnten.
Diejenigen jedoch, die sich wahrscheinlich am meisten über seine, wie auch schon über meine Ankunft gefreut haben, waren die Kinder aus dem Viertel. Sie waren begeistert, nach einer langen Zeit mit überwiegend weiblichen Freiwilligen endlich wieder neue „hermanitos“ zu haben, wie sie uns liebevoll nennen (wörtl. Brüderchen).
Durch die Freundschaft und das Vertrauen, die uns diese Kinder, die zum großen Teil aus schwierigen Verhältnissen kommen, von Anfang an entgegengebracht haben, habe ich mich sofort aufgenommen gefühlt. Aufgenommen in die große Familie von Offenes Herz hier im Viertel. Außerdem habe ich verstanden, warum wir Freiwilligen oft auch „Freunde der Kinder“ genannt werden. Denn tatsächlich machen diese einen großen Teil unserer Mission aus. Fast jeden Nachmittag beten wir mit ihnen gemeinsam den Rosenkranz und haben danach Zeit zum Spielen, Malen, Reden oder Hausaufgaben machen. In diesen Stunden geht es oft sehr chaotisch zu und es ist nicht leicht, auf die Kinder der verschiedenen Altersgruppen einzugehen (2-14 Jahre). Doch egal, wie anstrengend es manchmal ist, sind es immer wieder diese Jungen und Mädchen, die mein Herz berühren, wenn sie Schlange stehen, um auch einmal eine Runde Huckepack genommen zu werden, mich auf einen Fehler in meinem Spanisch hinweisen oder an unsere Tür klopfen, um zu fragen, ob ich sie nicht mit zum Markt begleiten will. Ich glaube, dass wir viel von diesen Kindern lernen können. Zum Beispiel den Durst nach Liebe, die Fähigkeit zu vertrauen oder zu bereuen und vor allem die reine, echte und manchmal sehr ungestüme Freude und Begeisterung, die sie oft an den Tag legen. Es ist wahr, dass sie sicherlich keine Engelchen sind, und viele von ihnen sind sehr verletzt aber nichtsdestotrotz strahlen sie eine Echtheit und Unschuld aus, die ergreifend ist. Denn nicht umsonst heißt es „Wenn ihr nicht umkehrt und werdet wie die Kinder…“ (Mt 18,3) (...) Viele Grüße, Lukas